Frühere Sitten und Bräuche um die Weihnachtszeit in Reichenbach
Drei Gestalten durchzogen früher zur winterlichen Zeit das
Lautertal. Dies waren das Christkind in Begleitung des Schimmelreiters
talaufwärts und einmal in Begleitung
des großen Belznickels talabwärts. Diese
Gestalten erschienen nicht am Heiligen Abend, sondern schon am 1. Advent bzw. kurz vor
Weihnachten. Die Kinder glaubten,
dass das Christkind aus dem Himmel käme und der Belznickel aus dem
Felsbergwald.
„Der
kleine Belznickel“ kam mit einem Prügel oder einer zopfartig geflochtenen Rute,
in alter lumpiger Kleidung, oft in alten Frauenröcken. Er kam nicht, um den
Kindern Geschenke zu bringen, sondern um selbst welche zu erbitten. Hierfür sagte
er Sprüche auf.
Begleitet wurde er oft von einem
achtbeinigen Schimmel, der von zwei jungen Burschen dargestellt wurde.
Die Beine und Unterarme vom „großen Belznickel“ der kurz vor
Weihnachten dann kam, waren mit Strohseilen umwickelt. Er trug einen dicken Mantel,
meist ein Schaffell (= Pelz), Fausthandschuhe und einen breitrandigen
Schlapphut. Er hatte einen langen Bart, das Gesicht war entweder eingeschwärzt
oder hinter einer „Fratze“ verborgen; ein schwarzes Tuch verhüllte seinen Kopf.
Der Belznickel hatte einen Korb mit leckeren Sachen
dabei und eine Rute aus Birkenreisig, mit der er sich durch Klopfen an die
Fenster ankündigte und mit der er die bösen Buben schlug. Auch eine dicke
Kette zum Rasseln hatte er dabei, ebenso eine dünne, mit denen er böse Buben fesselte.
Er trug auch eine Laterne, wenn es dunkel war.
Der Schimmelreiter war ein Mann mit
Schlapphut und langem Bart, der an seinem Bauch und Gesäß je ein Sieb trug.
Auf dem vorderen Sieb war ein Pferdekopf und auf dem hinteren Sieb ein echter
Pferdeschwanz montiert. Ein über den Sieben hängendes Betttuch vervollständigte den
Schimmel, auf dem der bärtige Geselle „saß“.
Das Christkind trug ein weißes
Kleid mit weißen Handschuhen. Es hatte einen Schleier um das Gesicht
und weiße Schnallenschuhe an. Manchmal kam es auch mit einer kleinen Laterne. Das Christkind ließ die Kinder beten
und singen und beschenkte sie mit Gebäck.
Beschert
wurde früher am ersten Weihnachtsabend
morgens um 4 Uhr. Geschenke waren damals Mürbeteiggebäck.
Im Lautertal wird erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts ein
Weihnachtsbaum („Zuckerbaum“) aufgestellt. Am Anfang
wurde er – bei den aus Bayern und Tirol stammenden Steinhauerfamilien - mit der Spitze an der Zimmerdecke aufgehängt. Als Lichter dienten mit Öl gefüllte
Wallnussschalen, in die ein Docht hineingelegt wurde. Erst später stellte man
den Baum auf den Tisch und schmückte ihn mit Äpfeln, Nüssen, Zuckerschaumfiguren, Lebkuchenherzen und Reitern.
Hannah Kaffenberger und Anna Zimmermann (Klasse 4a)