Felsenmeerschule: Projekttage mit dem Künstler Walter Rosam

Kreative Begeisterung im Matsch

 

Von unserer Mitarbeiterin Monika Hälker

 

Reichenbach. Rund 25 Kinder auf fünf Quadratmetern: Eng zusammengerückt auf einer Leinwand setzten sie große, kollektive Fußspuren. Der Künstler Walter Rosam sprenkelte zwischendurch immer wieder Farben auf das hochwertige Material, auf dem die Schüler barfuß und sich an den Händen haltend mehrfach rauf und runter marschierten.

Die "Matschepampe" aus Quark, Hirschhornsalz und Farbpigmenten unter ihren Füßen weckte ihre kreative Begeisterung. Selbst auf einige Erwachsene, die mitmachen durften, sprang der Funke über. Berührungsängste schwanden schnell im gemeinsamen Spieltrieb, aus dem sich im Laufe dieser Woche ein kollektives Kunstwerk entwickeln sollte.

"Inklusion ist keine Kunst": Die Felsenmeerschule, die Seebergschule und der Verein Sonnenkinder nahmen den Titel des Projektes in seiner doppelten Bedeutung ernst. Behinderte und nichtbehinderte Schüler trugen im Rahmen einer Projektwoche an der Felsenmeerschule ihren Teil zu einem Gesamtkunstwerk bei.

So wie im Theater, im Chor, dem Ballett oder einem Instrumentalensemble stand auch hier nicht der Einzelne für sich, sondern für das Ganze. Das gemeinsame schöpferische Tun stieß Türen zueinander auf und brachte zusätzlichen Schwung und Dynamik in den Schaffensprozess.

Auch wenn die Viertklässler, eine Kooperationsklasse mit der Seebergschule, auf engstem Raum ihre Fußspuren hinterließen, mal vorwärts gingen und sich dann im Kreise drehten, verlief das Miteinander in durchaus geordneten Bahnen. Als jeder Fleck auf der Leinwand mit Farbe bedeckt war, warf die Gruppe abschließend einen Blick auf ihr Werk, auf dem sich in dezenten Farben die Spiralen abzeichneten. Der letzte Kick fehlte ihnen noch.

Drei mutige, "geruchsresistente" Kinder hockten sich Rücken an Rücken und Kopf an Kopf unter die dicke Leinwand, die nun die Form einer Pyramide hatte. Währenddessen besprenkelten die anderen sie sachte mit bunten Farbtupfern. Jetzt war die ganze Gruppe mit ihrem Werk zufrieden, das ein paar Tage trocknen muss, bevor es in weitere künstlerische Hände gereicht wird.

Reger Betrieb auf dem Schulhof

Die Gruppe der Zweitklässler, die in ihren Reihen Besuchsschüler aus der Seebergschule aufgenommen hatte, sah sich bereits mit einer auf diese Weise grundierten Fläche konfrontiert. Noch schienen sie recht unentschlossen, wie sie ein so großes Kunststück vollenden sollten. Ein fertiges Exemplar hing bereits im Flur. Hier reihten sich menschliche Körperprofile an- und übereinander. Gerade die überlappenden Schnittstellen hatte man mit dem Griff zu den kräftigen Farben der Wachsmalkreiden besonders hervorgehoben.

Auch auf dem Schulhof herrschte rege Betriebsamkeit im Zeichen eines gemeinsamen schöpferischen Prozesses. Eine Klasse probierte in Zweiergruppen eine Drucktechnik, die der Künstler Max Ernst wiederentdeckt und weiterentwickelt hatte. In der Frottage wird die Oberflächenstruktur eines Gegenstandes oder Materials durch Abreiben mithilfe von Kreide oder Stiften auf ein aufgelegtes Papier übertragen.

Mit offenen Augen suchten die Pennäler auf dem Schulhof nach geeigneten Mustern. Die einen entdeckten Eichenblätter, die nun losgelöst als Unikat und in einem kräftigen Rot der künstlerischen Verwandlung unterzogen wurden. Andere schienen ein Radprofil auf ihr hochwertiges Papier gebracht zu haben. Die 20 auf 20 Zentimeter großen Quadrate werden später aneinandergereiht ein Teil eines entsprechend großen Ganzen sein.

Denn an den sechs Tagen rotieren die Klassen, vom Nass- zum Trockenatelier, von der Frottage zum Porträtzeichnen. Schülerreporter begleiten die Gruppen, und jeweils eine Gruppe ist beauftragt, das Essen für die gemeinsame Frühstückspause herzurichten.

Am Samstag, 5. Juli, wird im Rahmen eines Schulfestes die Vielzahl der kollektiv erstellten Bilder zu sehen sein. Auch wenn die "Woche der Kunst" in der Felsenmeerschule beendet ist, setzt sich das Projekt mit Walter Rosam als Leiter fort: am 24. und 25. Mai jeweils in Zeit der zwischen 14 und 17 Uhr auf dem Begegnungshof der Sonnenkinder in Rodau.

© Bergsträßer Anzeiger, Samstag, 10.05.2014