Einschulung: 31 Kinder schulterten am Dienstag an der Felsenmeerschule erstmals offiziell ihre Schulranzen

Tschüss Kindergarten, hallo Schule

Reichenbach. Auch wenn die 31 Abc-Schützen schon vor dem offiziellen Start einen Blick hinter die Türen der Felsenmeerschule geworfen hatten, fieberten sie am Dienstag erwartungsvoll ihrer Einschulung entgegen. Denn ab sofort werden sie den Lernort an der Knodener Straße fast täglich besuchen dürfen. Mit dem Schulranzen auf den Schultern und der großen, bunten Schultüte in der Hand zeigten sie sich trotz aller Spannung selbstbewusst und sicher. Schulleiter Torsten Wiechmann begrüßte sie gemeinsam mit ihren Eltern und Großeltern in der TSV-Turnhalle zu einer kleinen Feierstunde.

"Ihr seid jetzt keine Kindergartenkinder mehr, sondern Grundschüler", betonte er, eine Tatsache, die die Kleinen sichtlich mit Stolz erfüllte. Dabei wussten viele bereits, was sie in der Schule zu erwarten haben; dass sie in den folgenden Jahren rechnen, schreiben und Lesen lernen, singen, malen und tanzen werden und die ersten Gehversuche in einer fremden Sprache unternehmen. Und es wird ihre Aufgabe sein, sich in eine neue Gemeinschaft mit Klassen- und Schulkameraden, mit Lehrerinnen und Lehrern, der Sekretärin, dem Hausmeister sowie der Köchin und ihrem Team einzufinden.

Die Tradition der Schultüte

Doch der erste Schultag ist stets ein besonderer Tag. Nicht zuletzt zeigte dies die große Schultüte an, die dem ein oder anderen fast über den Kopf zu wachsen schien. Dieses Glück hatten nicht alle Schülergenerationen. Torsten Wiechmann erklärte ihnen, wie es überhaupt zu dieser liebgewonnenen Tradition kam, die man bereits Anfang des 19. Jahrhunderts kannte. In früheren Zeiten sei Schule eine Institution gewesen, die durchaus Angst einflößte. Die Lehrer achteten mit Strenge auf die Einhaltung der Regeln und machten auch von der Prügelstrafe Gebrauch. Eltern wollten den Abc-Schützen den Eintritt in den "Ernst des Lebens" versüßen und hätten ihnen als kleines Trostpflaster gegen die Angst am ersten Schultag eine kleine Leckerei mit auf den Weg gegeben, die in einer kleinen Zuckertüte verpackt gewesen sein soll.

Auch wenn die Pädagogik heute andere Werte setzt, ist es bei der Tradition einer süßen Überraschung, oft gespickt mit nützlichen Utensilien für den Schulanfang, geblieben. Die Neuankömmlinge erlebten gleich an ihrem ersten Schultag Hilfe und Unterstützung durch erfahrene Mitschüler. Jeder Drittklässler übernahm eine Patenschaft für einen Abc-Schützen. Sie nahmen die Jüngeren an die Hand und führten sie zusammen mit den Lehrerinnen Andrea Brand und Yvonne Herr in den Klassensaal.

Die älteren Pennäler werden in den folgenden Monaten ihrem Schützling weiterhin Orientierung und Unterstützung geben. Die beiden zweiten Klassen zeigten, dass in der Schule nicht nur gelesen und geschrieben wird. Die 2b hatte im letzten Halbjahr gleich ein kleines Theaterstück einstudiert, das sie nun aufführte. Die prachtvolle Kostümierung der Akteure verriet den Ort der Handlung, einen kleinen Zoo mitten in der Schule: Sie waren als Löwen, Affen, Elefanten, Zebras oder Katzen verkleidet. Im Mittelpunkt ihrer Inszenierung stand der Löwe, der zwar brüllen und Zähne fletschen, nicht jedoch lesen und schreiben konnte.

Spätestens als er sich in eine Löwin "verguckt" hatte, bereute er sein Handicap. Er konnte ihr nämlich keine Liebesbriefe schreiben. All die anderen Tiere halfen ihm zwar gern aus der Bredouille, doch sie konnten nicht durch seine Brille schauen und seine Sehnsucht formulieren. Es führte kein Weg daran vorbei: Hochmotiviert ging er schließlich ans Werk und lernte Lesen und Schreiben. moni

Bergsträßer Anzeiger
11. August 2011

 

 

Fotos: J. Wenderoth